Das fliegende Klassenzimmer. by Erich Kästner

Das fliegende Klassenzimmer. by Erich Kästner

Autor:Erich Kästner [Kästner, Erich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendbuch
ISBN: 9783791530338
Herausgeber: Dressler
veröffentlicht: 1976-01-01T23:00:00+00:00


Plötzlich marschierten weiße Hexen und Gespenster in den dunklen Saal

Ganz zuletzt kam ein riesiges weißes Ungeheuer angewackelt, zerrte manchen Jungen die Bettdecke weg und schüttete aus einer großen Tüte ein geheimnisvolles Pulver in die Betten. Ein paar Sextaner weinten vor Angst.

»Heule doch nicht!«, sagte Uli zu seinem Nachbarn. »Das sind doch bloß die Primaner. Die machen ein paar Tage vor Weihnachten stets so einen Umzug. Du musst nur Obacht geben, dass sie dir kein Juckpulver ins Bett streuen.«

»Ich fürchte mich so«, flüsterte der Sextaner schluchzend.

»Was für ein großes Vieh ist das denn, das zuletzt marschiert?«

»Das sind drei Primaner. Sie haben mehrere Betttücher zusammengenäht, und darunter stecken sie nun.«

»Ich furchte mich aber trotzdem«, sagte der Kleine.

»Man gewöhnt sich dran«, tröstete Uli. »Das erste Jahr hab ich auch geweint.«

»Ja?«

»Ja«, sagte Uli.

Der gespenstische Maskenzug verschwand durch die Hintertür. Es wurde langsam wieder ruhiger. Nur diejenigen, die in der vordersten Bettreihe lagen, kratzten sich und schimpften noch eine Weile in die Kopfkissen. Das Juckpulver tat seine Wirkung. Aber schließlich besänftigten sich auch sie.

Matthias war überhaupt nicht aufgewacht. Wenn er erst einmal die Augen zugemacht hatte, konnte man Kanonen neben ihm abschießen, ohne dass er aufwachte.

Endlich schliefen sie alle bis auf einen. Der eine war Johnny Trotz. Er stand auf und schlich zu einem der großen Fenster.

Er schwang sich auf das breite Fensterbrett, zog die Füße hoch, steckte sie unters Nachthemd und blickte auf die Stadt hinunter. In vielen Fenstern war noch Licht, und über der Innenstadt, in der die Kinos und Tanzlokale lagen, kochte der Himmel. Es schneite wieder.

Johnny blickte forschend in die Stadt hinunter. Er dachte:

>Unter jedem Dach leben Menschen. Und wie viele Dächer gibt’s in einer Stadt! Und wie viele Städte gibt’s in unserm Land! Und wie viele Länder gibt’s auf unserm Planeten! Und wie viele Sterne gibt’s in der Welt! Das Glück ist bis ins Unendliche verteilt. Und das Unglück auch … Ich werde später bestimmt einmal auf dem Lande leben. In einem kleinen Haus mit einem großen Garten. Und fünf Kinder werde ich haben.

Aber ich werde sie nicht übers Meer schicken, um sie loszuwerden. Ich werde nicht so böse sein, wie mein Vater zu mir war. Und meine Frau wird besser sein als meine Mutter.

Wo mag sie jetzt sein, meine Mutter? Ob sie noch lebt?

Vielleicht zieht Martin zu mir ins Haus. Er wird Bilder malen.

Und ich werde Bücher schreiben. Das wäre ja gelacht<, dachte Jonathan Trotz, >wenn das Leben nicht schön wäre !<



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